Bericht aus New York: Der 3MSP-Blog!

Tag 1: Auftakt der Nuclear Ban Week

Die Nuclear Ban Week startete mit dem ICAN Campaigner Forum in der Riverside Church in Manhattan, einem historischen Ort, der eng mit den Kämpfen für Menschenrechte und gegen Kriege verbunden ist. Hier, wo 1967 der berühmte Friedensnobelpreisträger Dr. Martin Luther King Jr. seine legendäre Rede „Beyond Vietnam“ hielt, fand auch in diesem Jahr eine zentrale Veranstaltung statt, die die dringende Notwendigkeit einer atomwaffenfreien Zukunft betonte.

Die Eröffnungsrede: „Fueled by the love for humanity“

ICAN-Direktorin Melissa Parke eröffnete den Tag und erinnerte daran, dass die Bewegung gegen Atomwaffen von einer tiefen Liebe zur Menschlichkeit angetrieben wird, mit all ihren Fehlern und Schwächen. Doch genau diese Liebe und der Wille, eine bessere Welt zu schaffen, fordern uns heraus, unser Verhalten zu ändern – insbesondere in Bezug auf Atomwaffen, die eine existenzielle Bedrohung für die gesamte Menschheit darstellen.

Wissenschaftlicher Beirat und Mahnung: Die Unzulässigkeit der Zerstörung

Ivana Hughes, Präsidentin der Nuclear Age Peace Foundation, brachte einen klaren Standpunkt: „Die Zerstörung unserer Welt durch Atomwaffen ist nicht akzeptabel.“ Der Vertrag zum Verbot von Atomwaffen (AVV) wurde als ein wichtiger Schritt im globalen Bemühen hervorgehoben, alle Atomwaffen zu beseitigen. Der AVV ist nicht nur ein rechtliches Instrument, sondern auch ein politisches und moralisches Signal, das die Weltgemeinschaft dazu drängt, ihre Verpflichtungen zu einer atomwaffenfreien Zukunft ernst zu nehmen.

Geschichten von Überlebenden: Die Hibakusha und ihre Stimmen

Ein besonders bewegender Teil der Veranstaltung war die Präsenz von Hibakusha – Überlebende der Atombombenabwürfe in Japan, Korea, Polynesien und anderen betroffenen Regionen. Ihre Geschichten sind ein erschütternder Mahnruf, der uns an die verheerenden Auswirkungen von Atomwaffen erinnert. Besonders eindrucksvoll war die Zeugenschaft von Hinamoeura Morgant-Cross aus Französisch-Polynesien, die über die 193 Atomwaffentests berichteten, die dort durchgeführt wurden. Auch Jahrzehnte später leiden sie und ihre Familie unter den Folgen, insbesondere unter Leukämie und Schilddrüsenkrebs.

Die Rolle der Medien und die Notwendigkeit eines Gegen-Narrativs

Im weiteren Verlauf der Veranstaltung wurde die entscheidende Rolle der Medien hervorgehoben. In einer Welt, in der die Nachrichten oft über die verheerenden Auswirkungen von Atomwaffen hinwegsehen oder diese verharmlosen, müssen wir ein starkes Gegen-Narrativ entwickeln. Dieses Narrativ muss die Öffentlichkeit auf die Tatsache aufmerksam machen, dass Atomwaffen uns alle unsicherer machen und uns als globale Gemeinschaft bedrohen. „Niemand wird unberührt bleiben, wenn es zu einem Atomwaffeneinsatz kommt“, erklärte der Botschafter aus Südafrika, und machte damit klar, dass diese Bedrohung globaler Natur ist.

Politisches Engagement und der Drang nach Veränderung

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung betonten auch, wie wichtig es ist, Politiker*innen dazu zu bewegen, ihre Haltung gegenüber Atomwaffen zu ändern. Dazu muss die Öffentlichkeit laut und deutlich werden. Nur eine breite und entschlossene Masse kann genug Druck aufbauen, um politische Veränderungen herbeizuführen. Der Fokus auf soziale Medien, als Mittel zur Aufklärung und Aktivierung von Unterstützer:innen, wurde ebenfalls als entscheidend hervorgehoben.

Gemeinsam stark für die nukleare Abrüstung

Der erste Tag der Nuclear Ban Week zeigte deutlich, dass die Bewegung für die Abrüstung von Atomwaffen nicht nur ein politisches, sondern auch ein globales gesellschaftliches Anliegen ist. In einer Welt, in der Konflikte und Rüstungswettläufe weiterhin zunehmen, braucht es mehr Zusammenarbeit und vereinte Anstrengungen, um ein stärkeres Bewusstsein für die Gefahren und Auswirkungen von Atomwaffen zu schaffen.

Erwartete Ergebnisse und der Blick in die Zukunft

Am Ende des ersten Tages wurden klare Ziele formuliert: eine politische Erklärung, die die Notwendigkeit für mehr Engagement und die Weiterführung der Diskussion über die atomare Abrüstung unterstreicht, Ergebnisse aus Arbeitsgruppen, die auf die nächsten intersessionalen Treffen hinarbeiten und eine starke Basis, um die Bewegung in den kommenden Monaten und Jahren weiter zu stärken.

Der erste Tag der Nuclear Ban Week war ein kraftvolles Zeichen des Zusammenhalts und des Drängens auf eine atomwaffenfreie Zukunft. Es ist klar, dass es noch viel zu tun gibt, aber der Weg nach vorne wird mit jedem Schritt und jeder Stimme, die sich gegen Atomwaffen erhebt, klarer und vielversprechender.

Hier geht es zu den Bildern vom ICAN Campaigner Forum!

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Tag 2: Erster Tag der Verhandlungen

Heute begann offiziell das Dritte Mitgliedsstaaten-Treffen des Atomwaffenverbotsvertrages – und zwar nirgendwo anders als im Hauptquartier der Vereinten Nationen. Unsere junge Delegation von ICAN Deutschland war mit dabei, um zu beobachten und mitzuwirken.

Deutschland ist dieses Jahr nicht als Beobachter dabei!
Leider musste dieser Tag zunächst mit schlechten Neuigkeiten starten: Wie kurzfristig bekannt wurde, hält die deutsche Bundesregierung es nicht für notwendig, an die letzten Jahre anzuknüpfen und Beobachter*innen aus dem Auswärtigen Amt nach New York zu schicken. Deren Anwesenheit wäre nicht nur für Deutschlands Rolle als Befürworterin internationaler Abrüstungsbemühungen wichtig gewesen. Auch gegenüber der unzähligen Überlebenden und Betroffenen von Nuklearwaffen ist es eine Frage des Respekts, ein offenes Ohr zu haben und den Zeugnissenbeizuwohnen. Der Direktor des Büros für Abrüstung und Nicht-Verbreitung im österreichischen Außenministerium, Alexander Kmenntt kommentierte es so: „Sich selbst aus dem Diskurs auszuschließen, ist ein großer Fehler!“. Eines steht fest: unsere Delegation wird sich von diesem Rückschlag nicht unterkriegen lassen und stattdessen umso engagierterfür eine atomwaffenfreie Welt kämpfen!

Morgendliche Sitzung: Hochrangige Eröffnung
In diesem Jahr wird das Treffen der Mitgliedsstaaten vom ersten stellvertretenden Außenminister Kazakhstans geleitet, Akan Rakhmetullin. In seiner Eröffnungsrede bekräftigte er die Anwesenden, „von Redekunst zu bedeutsamen Taten zu ziehen“. Auch die Leiterin des Büros für Abrüstungsfragen der UN, Izumi Nakamitsu drängte, in solch unbeständigen Zeiten ehrgeizige Ziele für die Review Conference 2026 zu stecken, um das Momentum des AVVs wahren zu können. Es folgten mehrere Redner*innen, die eine wichtige Botschaft teilten: in einer gerechten Welt ist keine Koexistenz von Menschen und Nuklearwaffen möglich! So betonte auch Melissa Parke, die Direktorin von ICAN, dass Rüstungskontrolle allein unzureichend und stattdessen die vollständige Abschaffung von Nuklearwaffen notwendig ist. Mit Taraem Taukaro von der Weihnachtsinsel und Jiro Hamasumi von Nihon Hidankyo wurde erneut den Betroffenen Gemeinschaften eine Stimme gegeben, wobei letzterer ausdrücklich davor warnte, dass das Tabu Nuklearwaffen einzusetzen zurzeit immer weiter unter Druck gerät.

Nuclear Ban Monitor 2024
Auf einer Nebenveranstaltung wurde der Nuclear Ban Monitor 2024 vorgestellt. Dabei handelt es sich um einen Bericht, der die globalen Entwicklungen bezüglich der Universalisierung und Implementierung des AVVs zusammenfasst. Viele interessante Statistiken wurden präsentiert, wie zum Beispiel die Tatsache, dass weltweit 76.1% der Staaten eine mit dem AVV vereinbare oder sogar übereinstimmende Strategie bezüglich Nuklearwaffen aufweisen. Unter den nicht-Nuklearstaaten betrifft dies 78.5% der Bevölkerung. Womit wir uns jedoch noch nicht zufriedengeben können: Europa ist die einzige Region auf der Welt, in der eine Mehrheit in Nichtübereinstimmung mit dem AVV ist. Umso dringender wäre es also für Deutschland gewesen, zumindest als Beobachterin dem Treffen beizuwohnen!

Nachmittägliche Sitzung: Nuklearerwaffen und Völkerrecht?
Mit einer Podiumsdiskussion wurde während der Verhandlungen erörtert, inwiefern durch internationales Recht der generelle Gebrauch von Nuklearwaffen (oder auch nur die Androhung dessen) eingeschränkt wird. Dabei wurde von den Expert*innen des Podiums, u. a. Gaukhar Mukhatzhanova vom Wiener Zentrum für Abrüstung und Nicht-Verbreitung, immer wieder auf wichtige Aspekte des Völkerrechts verwiesen. Das sind beispielsweise das Prinzip der Verhältnismäßigkeit zwischen eingesetzten Mitteln und angestrebten Ziel in jeder Kampfhandlung, und das Vermeiden von entbehrlichen Verletzungen und unnötigem Leid. Dies müsse nach Genfer Konvention stets gewährleistet werden, sei mit Nuklearwaffen jedoch unvereinbar. Während einer offenen Fragerunde der Mitgliedstaaten wurde erörtert, ob dies eine argumentative Grundlage für die Überzeugungsarbeit mit weiteren Staaten sein könnte. Zusätzlich machte die wissenschaftliche Beratungsgruppe des AVVs den Vorschlag, einen größeren Fokus auf militärische Argumente zu legen.

ICAN bleibt dran!
Dieser erster Tag im UN Hauptquartier hat ein weiteres Mal gezeigt, dass nukleare Abrüstung kein ferner Traum ist. Jede Verhandlung und jedes Gespräch sind ein weiterer Schritt zu einer atomwaffenfreien Welt und bringen uns diesem Ziel immer näher. Nuklearwaffen wurden von Menschenhand gebaut und werden von eben diesen demontiert werden. Unsere Delegation ist dabei und wird nicht müde werden, dafür zu kämpfen!

Hier findet ihr Bilder von den vielen 3MSP-Veranstaltungen!

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Tag 3: Nukleare Abrüstung braucht Dialog

Nachdem gestern die enttäuschende Nachricht kam, dass Deutschland nicht an der MSP teilnimmt und damit ein fatales Signal an die Gemeinschaft der Staaten, die für eine weltweite Abrüstung einstehen, gesendet hat, kämpfen wir weiterhin für eine Welt ohne die zerstörerischsten Waffen die die Menschheit je gesehen hat.

Für diesen Kampf braucht es technische Möglichkeiten aber vor allem politischen Willen. Entgegen dem aktuell wieder angesprochenen angeblichen Bedarf nach nuklearer Abschreckung, setzen wir auch heute wieder auf Gespräche über Gemeinsamkeiten und auf das Zuhören. Zuhören in Gesprächen mit denen die den Einsatz dieser Massenvernichtungswaffen erleben mussten und überlebt haben. Mit denen die sich aus ihrer eigenen Lebenserfahrung heraus für eine Welt ohne weitere Hibakusha einsetzen. In einem Gespräch mit dem Hibakusha Mr. Jiro Hamasumi konnten Teile unserer Delegation viele Einblicke bekommen und Berichte aus erster Hand hören, darüber was es aus humanitärer und eben ganz persönlicher Sicht bedeutet eine solche Waffe einzusetzen und die Folgen tragen zu müssen. Eine Perspektive die im deutschen Diskurs viel zu kurz kommt, in einem Diskurs in dem es trotz besseren Wissens wieder verstärkt nur um stärker, mehr und zerstörerischer geht, obwohl es doch aus den Zeiten des kalten Krieges klar sein sollte, dass das nicht zur Entspannung beiträgt. Nur durch nukleare Abrüstung kann erreicht werden, dass wie es Mr. Hamasumi sagt der Schmerz dieser Geschichte überwunden werden kann.

Umso wichtiger sind Möglichkeiten bei denen die Geschichten der Hibakusha gehört werden können und ihre Erinnerung am Leben gehalten werden kann. Diese Perspektiven dürfen auf keinen Fall vergessen werden und müssen auch in der Zivilgesellschaft mehr Gehör finden. Denn letzten Endes kommt es genau darauf an, mehr als nur der Politik klar zu machen, dass wir es uns nicht mehr leisten können, in einer Welt mit einem stetig wachsenden Risiko eines Atomkriegs zu leben. Dafür bedarf es einem verstärkten Austausch mit Allen. 

Auf Unterstützung diese Dialoge zu führen können wir uns definitiv auf viele der Repräsentant*innen der einzelnen Staaten der MSP verlassen, aber auch auf die Stimmen der Mayors for Peace, mit denen wir in Person von Belit Onay sprechen konnten, mit dem wir in einem Gespräch den Willen zur Kooperation stärken konnten. Dabei konnten wir uns weitere Schritte überlegen wie wir unsere Arbeit verknüpfen können und uns gegenseitig in unserem Ziel der nuklearen Abrüstung unterstützen können.

In den heute geführten Gesprächen wurde wieder einmal betont, dass entgegen dem Klischee über Friedensbemühte, dass wir Hippies ohne Kenntnisse von Sicherheitspolitik sind, ist die Sicherheit der Menschen der wichtigste Punkt im Einsatz gegen Atomwaffen. In den Gesprächen wurde auch klar, dass wir uns nicht von altem patriarchalen Denkmustern leiten lassen dürfen, dass nur wer mehr hat stärker ist und nur das zur Sicherheit führt, sondern müssen dabei erkennen, dass genau das die Welt unsicherer macht. So gibt es Staaten die sich unter der Ausrede ausruhen können ihre Abrüstungsbemühungen einzuschränken, da der Nuklearschirm zu ihrer Sicherheit beiträgt und in altem Denken bleiben könnten, diese sich jedoch aktiv dafür entscheiden den Blick darauf zu behalten was Nuklearwaffen sind, Massenvernichtungswaffen. Und diese bringen keine Sicherheit, sie sind der Zerstörer eben dieser. Sie zerstören sie, da wir uns nie auf die einzelnen Entscheidungsträger*innen verlassen können. Wir können uns nicht auf einen Trump verlassen, wir könnten uns nie auf eine Le Pen verlassen und wir können uns, das hat uns die Geschichte gezeigt, nicht darauf verlassen dass auch die macht über die Entscheidungen in Deutschland nicht in falsche Hände gerät. Und aktuelle Entwicklungen zeigen, dass es auch weltweit keine Garantie für einen sicherheitsspendenden Umgang mit Macht gibt. Im schlimmsten Fall umfasst diese Macht dann eben auch die Gewalt über das atomare Zerstören von hunderttausenden Leben innerhalb weniger Sekunden. 

In der morgendlichen Session wurde dazu noch einmal angeführt, dass die Geschichte uns außerdem gezeigt hat, dass es nichtmals bewusste Entscheidungen braucht, die zum Einsatz führen können, da auch Missverständnisse und Missinterpretationen zur Eskalationen führen können, die eine Kettenreaktion auslösen können, so wurde dazu durch Annie Jacobsen hervorgehoben, dass eine Entscheidung zu einer Reaktion in sehr kurzer Zeit getroffen werden muss und technische Fehler unzählige Menschenleben kosten können. Es wurde dabei außerdem hervorgehoben, dass in einer globalisierten Welt, ein Konflikt nie bilateral bleiben wird und ein nuklearer Krieg, weitere Staaten alleine aufgrund der Bahnen der Trägersysteme alarmieren und in den Krieg einbeziehen kann. Diese Verknüpfungen machen Betrachtungen komplizierter und die Konsequenzen weniger berechenbar und dadurch umso gefährlicher. 

In solchen Zeiten ist es umso motivierender, wie viele Menschen hier zusammenkommen. Dadurch wird wieder einmal klar, wie viele Schicksale damit verbunden sind, wie viele Staaten, wie viele Organisationen dafür kämpfen, dass wir alle dieses weltumspannende Interesse vertreten, für Abrüstung kämpfen und für Sicherheit einstehen.

Treffen mit Belit Onay, Oberbürgermeister von Hannover und Vize-Präsident der Mayors for Peace

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Tag 4: Halbzeit: Die 3MSP im vollen Gange

Fortschritte beim AVV: Status, Universalität und neue Vertragsstaaten

Die 3MSP bietet Vertreter*innen der Vertragsstaaten und Beobachter*innen die Gelegenheit, ihre Einschätzungen zu den laufenden Prozessen zu teilen. Ein zentrales Thema heute: die Überprüfung des Vertragsstatus, insbesondere in Bezug auf den Besitz, die Kontrolle und die Abrüstung von Atomwaffen gemäß Artikel 2. Der Generalsekretär präsentierte dazu eingegangene Erklärungen, die nun von den Delegationen kommentiert werden.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Universalität des Vertrags (Artikel 12). Die Ko-Vorsitzenden der informellen Arbeitsgruppe legten ihren Bericht zur Ausweitung der Vertragsstaaten vor, woraufhin die Delegationen mögliche Maßnahmen diskutierten. Die Dynamik hinter diesem Prozess ist unübersehbar.

Die AVV-Gemeinschaft wächst weiter

Seit der 2MSP haben sich vier neue Staaten dem Vertrag angeschlossen: Indonesien, São Tomé und Príncipe, Sierra Leone und die Solomon-Inseln. Besonders aktiv für die Universalisierung des Vertrags waren Kasachstan, Südafrika und Uruguay. Ein Meilenstein in diesen Bemühungen war die Afrikanische Konferenz in Addis Abeba, an der 31 Staaten teilnahmen. Die Afrikanische Union unterstrich dort die Dringlichkeit des Vertrags angesichts der aktuellen nuklearen Bedrohung.

Doch es gibt noch viel zu tun: 25 Staaten haben den Vertrag zwar unterzeichnet, aber noch nicht ratifiziert, und etwa 40 weitere zeigen in der UN-Generalversammlung ihre Unterstützung. Die Vertragsstaaten sind daher gefordert, weitere Länder zum Beitritt zu bewegen – denn je mehr Staaten sich beteiligen, desto wirksamer wird das Abkommen.

Angesichts der geopolitischen Spannungen ist es entscheidend, dass die Universalisierung des Vertrags mit Nachdruck vorangetrieben wird. Jeder neue Beitritt bringt uns dem gemeinsamen Ziel einer atomwaffenfreien Welt ein Stück näher.

Die Zivilgesellschaft macht Druck: Proteste, Vernetzung und neue Visionen

Auch heute war die Zivilgesellschaft eine treibende Kraft bei den Diskussionen rund um das Atomwaffenverbot. Der Tag begann mit einem eindrucksvollen Protest gegen Atomwaffen, gefolgt von zahlreichen Treffen, in denen neue Pläne geschmiedet wurden. Neben offiziellen Sitzungen prägten Side Events das Geschehen – insbesondere von betroffenen Communities, die ihre Errungenschaften, Herausforderungen und Zukunftsvisionen teilten. Themen wie Geschlechtergerechtigkeit und die Rolle von Künstler*innen im Widerstand gegen Atomwaffen („Artists Against the Bomb“) wurden dabei ebenfalls diskutiert.

Begegnungen, Vernetzung und gemeinsame Strategien

Neben den Veranstaltungen bot der Tag viele Gelegenheiten für tiefgehende Gespräche mit beeindruckenden Persönlichkeiten: Eine Bundestagsabgeordnete, ein Veteran und ein Experte für das Verbot von Chemiewaffen teilten ihre Perspektiven mit uns. Zudem nutzten wir die Zeit, um uns mit unseren europäischen Partner*innen auszutauschen und gemeinsam Strategien für das kommende Jahr zu entwickeln.

Die Energie und Entschlossenheit der Zivilgesellschaft war heute überall spürbar. Diese Bewegung wächst weiter – mit neuen Ideen, Bündnissen und dem klaren Ziel, die Welt von Atomwaffen zu befreien.

Gespräch mit Hiroshima-Überlebenden und Nobelpreisträgers Jiro Hamasumi

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Tag 5: …die heiße Phase der 3 MSP!

Heute war es endlich soweit: unser Side Event zum Uranabbau stand auf dem Zeitplan. Parallel liefen im Trusteeship Council (Treuhandrat der UN) die inhaltlichen Verhandlungen zum AVV. Wir nehmen euch mit, damit ihr nichts verpasst!

Unser Side Event: Jenseit von Uranabbau – Globale Ursachen Nuklearer Ungerechtigkeit

Gemeinsam mit der Arbeitsgruppe “Betroffene Gemeinschaften und ihre Verbündeten” hat ICAN Deutschland ein Side Event auf der diesjährigen MSP organisiert. Vier Redner*innen von überall auf der Welt berichteten dort über die Konsequenzen, die mit Uranabbau in ihrer Heimat einhergehen. Ob die Vertreibung von Stämmen und die Kontaminierung der Umwelt in Dinétah, oder die unzureichende Endlagerung von atomaren Müll in der Nähe von Kapstadt – viel zu oft haben Menschen darunter zu leiden, dass für industrielle oder sogar militärische Zwecke ihre Gesundheit aufs Spiel gesetzt wird. Im Kongo wurde für das damalige Manhattan-Projekt Uran abgebaut, und die Arbeiter*innen dazu gezwungen, sich ohne Schutzkleidung der Radioaktivität auszusetzen. Der Grund: Man wollte die Geheimhaltung des Projekts nicht gefährden. Die Folgen sind jedoch überall dieselben: Erhöhte Krebsraten und weitere Krankheiten, die sich auch über Generationen hinweg ausbreiten können. Isaiha Mongombe Mombilo aus dem Kongo formulierte es treffend: “Wer auch immer nukleare Technologien schützt, ist gegen den Fortschritt der Menschheit.”

Begegnungen mit der Politik in Deutschland

Auch wenn aus Deutschland keine Beobachter*innen nach New York geschickt wurden, hatten wir heute die Möglichkeit mit Dr. Ronja Scheler zu sprechen. Sie ist Referentin für Bündnis 90/Die Grünen im deutschen Bundestag, mit dem Themenbereich Außen- und Sicherheitspolitik. Unsere Delegation hat sich mit ihr über einiges unterhalten. So zum Beispiel die aktuellen Abrüstungsbemühungen in Deutschland, aber auch den Vorschlag des französischen Präsidenten Emmanuel Macrons, den sogenannten französischen nuklearen “Schutzschirm” auszuweiten. Dabei ist uns besonders wichtig, dass die Politiker*innen in Deutschland nicht auf die falschen Sicherheitsgarantien von nuklearer Abschreckung hereinfallen. Hoffentlich konnte dieses Gespräch einen Beitrag dazu leisten.

Verhandlungen im Trusteeship Council

Von morgens bis abends wurden die Berichte verschiedener Arbeitsgruppen vorgestellt, neue Fragestellungen präsentiert und Vorschläge diskutiert. Themenbereiche waren unter anderem die Eliminierung nuklearer Waffenprogramme, die Unterstützung von Betroffenen und die Wiederherstellung der Umwelt. Auch die wissenschaftliche Beratungsgruppe hat ihre neuesten Erkenntnisse zusammengefasst. Beispielsweise hat eine Studie gezeigt, dass im Verständnis des U.S. Verteidigungsdepartements bezüglich Nuklearwaffen entscheidende Elemente fehlen. Um nur einige zu nennen: politische, ökonomische und soziale Folgen werden nicht berücksichtigt. Trotz solch beunruhigender Berichte war es sehr spannend, den Verhandlungen zuzuhören.

Wie auch schon in letzten Tagen wird immer wieder davon geredet, in welcher Weise man am besten auf Nuklearstaaten und ihre Verbündeten einwirken sollte. Von der Forderung nach mehr Transparenz bezüglich der Waffenarsenale, über das Aufzeigen von alternativen Sicherheitsgarantien bis hin zur Isolation der neun Nuklearstaaten – das Ziel bleibt immer eine Welt, in der alle 197 Staaten Mitglieder des AVVs sind.

Das Panel unseres Side-Events

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Tag 6 – Nach der 3MSP ist vor der RevCon!

Und plötzlich ist es Freitag – der letzte Tag der 3MSP in New York. Eine intensive Woche voller Verhandlungen, spannender Side-Events, inspirierender Gespräche und gemeinsamer Anstrengungen für eine atomwaffenfreie Welt neigt sich dem Ende zu.

Ein Morgen mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung

Zum Start des Tages besuchten wir das Büro der Rosa-Luxemburg-Stiftung in New York. Dank ihrer Unterstützung konnten nicht nur die Reise unserer Delegation, sondern auch die Flüge für drei weitere Teilnehmer:innen von Youth4TPNW finanziert werden. Bei Bagels und Obstsalat zogen wir ein erstes Fazit der Woche.

Ein Vormittag im Zeichen der Wissenschaft

Anschließend führten wir zwei spannende Gespräche mit Wissenschaftlern. Zunächst sprachen wir mit Moritz Kütt vom IFSH in Hamburg, der zur nuklearen Abrüstung forscht und die Vertragsstaaten des Atomwaffenverbotsvertrags als Teil der Scientific Advisory Group berät. Er teilte seine Eindrücke der Konferenz und ordnete sie im Vergleich zu den beiden vorangegangenen Vertragsstaatenkonferenzen ein. Trotz negativer internationaler Entwicklungen gibt es zwei ermutigende Aspekte: Erstens verfestigen sich der Vertrag sowie das institutionelle Umfeld zunehmend – erkennbar an immer substanzielleren Statements der teilnehmenden Staaten. Zweitens war die Zivilgesellschaft mit rund 900 Teilnehmenden stark vertreten. Natürlich ist das ultimative Ziel, dass ihr Einsatz irgendwann nicht mehr nötig ist, weil es keine Nuklearwaffen mehr gibt. Doch bis dahin ist es motivierend, so viele Gleichgesinnte zu treffen, die sich für dieselbe Vision einsetzen.

Danach trafen wir Sascha Hach vom PRIF in Frankfurt, der zu internationalen Institutionen im Kontext der nuklearen Ordnung, Abrüstung und Rüstungskontrolle forscht. Er gab uns interessante Denkimpulse zur aktuellen Debatte über eine mögliche europäische oder gar deutsche Atombombe. Besonders wichtig: Die nukleare Abschreckung funktionierte im Kalten Krieg nicht isoliert, sondern war in ein System aus Risikomanagement, Rüstungskontrolle und Transparenz eingebettet. Wer heute nur nach mehr Waffen ruft, aber diese Aspekte vernachlässigt, kann nicht erwarten, dass Abschreckung „erfolgreich“ bleibt.

Finale im Trusteeship Council

Währenddessen hielt Juliane, Vorstandsmitglied von ICAN Deutschland, ein eindrucksvolles Statement im Namen von ICAN Europe. Unsere Partner und wir sind alarmiert über die zunehmende Befürwortung eines französisch-britischen nuklearen Schutzschilds durch einige europäische Staats- und Regierungschefs. Diese Entwicklung untergräbt jahrzehntelange Verpflichtungen zur nuklearen Abrüstung, Nichtverbreitung und zum internationalen Recht – und offenbart eine tiefgreifende Heuchelei.

Am Nachmittag fand die abschließende Sitzung der 3MSP im Trusteeship Council statt. Konferenzvorsitzender Akan Rakhmetullin, erster stellvertretender Außenminister Kasachstans, beendete die Konferenz offiziell mit einer Abschlussrede. Zuvor wurde beschlossen, dass die erste Überprüfungskonferenz des AVV im Dezember 2026 unter dem Vorsitz von Südafrika in New York stattfinden wird.

Ein Fazit mit Hoffnung und Entschlossenheit

Damit ging die 3. Vertragsstaatenkonferenz des AVV zu Ende. In dieser Woche besuchten wir zahlreiche Sitzungen und Side-Events und führten viele aufschlussreiche Gespräche. Trotz der beunruhigenden geopolitischen Entwicklungen zeigt sich: Das Engagement für eine atomwaffenfreie Welt ist wichtiger denn je. Die Begegnungen mit inspirierenden Menschen – den Hibakusha, den Überlebenden von Atomwaffentests, den von Uranabbau betroffenen Communities – haben uns tief beeindruckt. Sie erzählen ihre Geschichten unermüdlich und kämpfen gemeinsam mit Aktivist:innen und Politiker:innen gegen alle Widerstände für eine Welt ohne Nuklearwaffen.

Es bleibt viel zu tun – nach der 3MSP ist vor der RevCon!

Juliane während ihres Statements für ICAN Europe
Nach der letzten Sitzung… Bis bald UN Headquarters!