von Aicha Kheinette
Hinter uns liegen 10 Wochen und 10 Blogbeiträge, aber auch 10 Jahre ICAN Deutschland. Ein ziemlich kleiner runder Geburtstag für eine Kampagne, die bereits mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde und sich als zentrale Akteurin im Bereich nuklearer Abrüstung auf dem internationalen politischen Parkett bewegt. Die 10 Blogbeiträge geben einen Einblick in das Entstehen von ICAN, die großen Momente der Kampagne und die tägliche Arbeit unseres Büros, Vorstands und Netzwerks engagierter Ehrenamtlicher. Aber wie geht es mit ICAN weiter?
In einer Zeit, in der sich die internationale Sicherheitslage zunehmend verschärft und politische Bekenntnisse zur nuklearen Abrüstung immer schwächer werden, scheint das Ziel einer atomwaffenfreien Welt für viele Menschen weit entfernt. Kriege und Konflikte, aber auch wirtschaftliche und politische Unsicherheiten haben dazu geführt, dass die Unterstützung und Spenden für Abrüstungsinitiativen zurückgehen. Davon sind auch wir und viele unserer Partner*innen betroffen.
Und wie soll es weitergehen, wenn Trump wieder ins Weiße Haus einziehen sollte und auch der Bundestag weiter nach rechts rückt? Wie lässt sich die Bedeutung des Atomwaffenverbots an eine neue Generation vermitteln, die möglicherweise in einem Umfeld zunehmender militärischer Bedrohung aufwächst? Was bedeutet eine weitere Verschiebung von Geldern in Richtung Aufrüstung und militärische Projekte für die Zukunft der sozialen und ökologischen Investitionen?
Ganz schön viele Sorgen. Doch in Zeiten wachsender globaler Unsicherheit und geopolitischer Spannungen ist es entscheidend, eine verlässliche Anlaufstelle für fundierte Informationen und Austausch zur nuklearen Abrüstung zu haben. Die Notwendigkeit für präzise Informationen wächst, da die Öffentlichkeit zunehmend mit komplexen Fragen rund um Atomwaffen, Abrüstungsverträge und ihre sicherheitspolitischen Folgen konfrontiert ist. ICAN bietet genau diesen Zugang und leistet mit einem großen Wissensschatz einen wichtigen Beitrag, um informierte Diskussionen und nachhaltige politische Entscheidungen in einem oft unübersichtlichen Umfeld zu fördern.

Warum glauben wir trotzdem fest an eine Zukunft ohne Atomwaffen?
So viele wichtige politische Meilensteine, die als undenkbar galten, sind inzwischen Realität geworden – ob das Frauenwahlrecht, der Fall der Berliner Mauer oder eben der Atomwaffenverbotsvertrag. Bereits die Hälfte aller Staaten steht geschlossen hinter diesem Verbot und immer mehr Ratifizierungen stärken unsere gemeinsame Stimme. Auch eine Welt ohne Massenvernichtungswaffen kann wahr werden.
Als Herzstück der Kampagne schafft der AVV schon jetzt klare Standards für Opferschutz, Umweltsanierungen und internationale Zusammenarbeit und beweist, dass Fortschritte auch unter schwierigen Sicherheitsbedingungen möglich sind. Der Vertrag legt den Grundstein für eine internationale Politik, die menschliche Sicherheit und Zusammenarbeit auf Augenhöhe an die erste Stelle setzt und übertrifft damit schon jetzt viele Erwartungen.

Mehr als Waffen: Ein System der Gewalt und Ausbeutung
Atomwaffen sind mehr als nur ein Mittel militärischer Stärke; sie stehen für ein System der Ungerechtigkeit und Ausbeutung. Von Anfang an war das atomare Wettrüsten von patriarchalen Machtstrukturen geprägt, in denen privilegierte Männer Entscheidungen treffen, die letztlich über das Leben ganzer Nationen und den Erhalt der Umwelt bestimmen. Atomwaffen sind Instrumente der Zerstörung, die oft diejenigen am härtesten treffen, die ohnehin benachteiligt sind.
Mit unserem Engagement für das Atomwaffenverbot treten wir nicht nur gegen Atomwaffen an, sondern gegen ein System, das Macht und Privilegien einiger weniger über die Sicherheit der gesamten Menschheit stellt. Der Atomwaffenverbotsvertrag ist deshalb auch Ausdruck der Überzeugung, dass eine gerechtere Welt möglich ist: Eine Welt, in der Massenvernichtung von der internationalen Gemeinschaft geschlossen geächtet wird.
Nicht allein Mandatsträger*innen machen Politik!
ICAN ist vor allem ein internationales Netzwerk, das Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Politik zusammenbringt und eine globale Perspektive einnimmt, die weit über nationale Interessen hinausgeht. Auch in Deutschland haben wir als Kampagne eine starke Stimme im zivilgesellschaftlichen Diskurs um Abrüstung und Sicherheit. Hier hat sich ICAN Deutschland durch Bildungsangebote und Aktionen einen Namen gemacht, junge Menschen für die Friedensarbeit zu begeistern und sie zu Botschafter*innen für Abrüstung zu machen.
Wer sich bei ICAN engagiert, findet sich schnell bei Gesprächen mit Abgeordneten, im Austausch mit dem Auswärtigen Amt oder sogar bei Konferenzen der Vereinten Nationen in New York. So tragen wir gemeinsam mit den vielen mutigen Überlebenden von Atomwaffeneinsätzen dazu bei, exklusive diplomatische Zirkel zu durchbrechen und internationale Sicherheit mitzugestalten.
–
Wie du helfen kannst
ICANs Erfolg beruht auf der Unterstützung zahlreicher Freiwilliger und eines starken internationalen Netzwerks. Jede Unterstützung trägt dazu bei, dass ICAN weiterhin eine starke Stimme für die nukleare Abrüstung bleiben kann. Wer an eine gerechtere Welt glaubt, in der Sicherheit und Menschlichkeit über die Machterhaltung einiger weniger stehen, sollte jetzt Teil unserer Bewegung werden.
Aicha Kheinette ist Referentin für Presse & Politik im Berliner Büro von ICAN Deutschland.