Vom 20. bis 22. Mai 2025 besuchte eine japanische Delegation Berlin, mit dabei waren Herr Kunihiko Sakuma, Hibakusha (Atombomben Überlebender) und Vorsitzender von Hiroshima Hidankyo, Herr Gaku Kogusuri, Student und Aktivist, sowie Frau Yayoi Tsushida von der Organisation Gensuikyo. In Kooperation mit dem International Peace Bureau (IPB) und ICAN standen zahlreiche Begegnungen, Gespräche und eine öffentliche Veranstaltung auf dem Programm.
Gemeinsam mit der Delegation besuchten wir die Rosa-Luxemburg-Stiftung und die Friedrich-Ebert-Stiftung. Darüber hinaus fanden Gespräche mit Abgeordneten der Linken und der SPD im Bundestag statt. Ein besonderer Moment war der gemeinsame Besuch der Friedensglocke im Volkspark Friedrichshain, ein Ort, der an die verheerenden Folgen der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki erinnert. Abgerundet wurde der Besuch durch eine öffentliche Veranstaltung mit einem eindrücklichen Vortrag von Herrn Sakuma.
Herr Sakuma teilte seine persönliche Geschichte mit den Anwesenden Politiker*innen und Bürger*innen: Er war erst neun Monate alt, als am 6. August 1945 die Atombombe auf Hiroshima abgeworfen wurde. Sein Zuhause lag drei Kilometer vom Explosionszentrum entfernt und wurde stark beschädigt. Nur er und seine Mutter befanden sich im Haus – beide überlebten.

Auf dem Weg in ein Evakuierungszentrum wurden sie dem sogenannten „schwarzen Regen“ ausgesetzt, einer radioaktiven Niederschlagsform, die bis heute unzählige Gesundheitsfolgen für die Überlebenden nach sich zieht. Erst viele Jahre später sprach seine Mutter mit ihm über das Erlebte. Im Alter von elf Jahren erkrankte Herr Sakuma schwer, eine Zeit, die ihn bis heute prägt. Auch spätere Erkrankungen wecken in ihm traumatische Erinnerungen. Seine Mutter erkrankte 1963 an Brustkrebs und litt bis zu ihrem Tod 1998 an verschiedenen Krankheiten.
Doch nicht nur die physischen und psychischen Folgen lasten schwer auf den Hibakusha, auch gesellschaftliche Stigmatisierung ist bis heute ein Thema. Herr Sakuma berichtete über eine zerbrochene Beziehung und den vergeblichen Versuch, Hiroshima und seine Geschichte hinter sich zu lassen. Erst im Alter von über 60 Jahren, im Jahr 2006, entschloss er sich, das Schweigen zu brechen, seine Geschichte zu erzählen und andere Überlebende zu unterstützen. Heute ist er Vorsitzender der Organisation Hiroshima Hidankyo, einem Zweig der Nobelpreisgekrönten Organisation Nihon Hidankyo.
In seinem Vortrag warnte Herr Sakuma eindringlich vor der Normalisierung und Verharmlosung von Atomwaffen. Der Atomwaffenverbotsvertrag, als Hoffnungsträger und Instrument echter atomarer Abrüstung, kann seine Wirksamkeit noch nicht entfalten, auch weil Staaten wie Deutschland und Japan ihn bis heute weder unterzeichnet noch ratifiziert haben.

Die zunehmende Aufrüstung, Diskussionen über einen „europäischen Atomschirm“ und nukleare Drohgebärden, etwa seitens Russlands, werden von vielen Hibakusha, ihren Angehörigen und Aktivist*innen als schwerwiegende Verletzung wahrgenommen. Die Delegation betonte auch, dass die anhaltenden Kriegsverbrechen in Gaza ein Weckruf für eine neue Friedenspolitik sein müssen.
Krieg und nukleare Bedrohung erzeugen Angst, eine Angst, die politisch genutzt wird, um Aufrüstung zu legitimieren. Doch diese Aufrüstungsspirale birgt enorme gesellschaftliche Kosten: jeder Euro fürs Militär fehlt in Bildung, Gesundheit und sozialen Leistungen.
Umso wichtiger ist es jetzt, den friedlichen Austausch und die Kooperation zwischen zivilgesellschaftlichen Organisationen, politischen Akteur*innen und Staaten zu fördern. Eine nachhaltige Sicherheitsstrategie kann nur durch Dialog, Abrüstung und internationale Zusammenarbeit entstehen, dafür stehen die Hibakusha, ICAN und viele engagierte Stimmen weltweit.
Kunihiko Sakumas Testimony findet ihr hier: Testimony & Appeal of Kunihiko Sakuma


