Semipalatinsk: Ein Opfer eines Atomwaffentests in Kasachstan wird behandelt. Zwischen 1949 und 1991 wurden in Semipalatinsk 456 sowjetische Nuklearwaffentests durchgeführt. Foto: Jonathan Silvers 

Auswirkungen von Atomwaffentests

Die von 1945 bis 1980 durchgeführten oberirdischen Nuklearwaffentests sind nach Hochrechnungen von Ärzt*innen für etwa 2,4 Millionen Krebstote weltweit verantwortlich.

Seit dem Beginn des atomaren Zeitalters im Juli 1945 wurden mehr als 2.000  Atomwaffentests durchgeführt – oberirdisch, unter der Erde und unter Wasser. Die Folgen für die menschliche Gesundheit und für die Umwelt sind erschütternd. Wir alle tragen radioaktive Substanzen, die vom Fallout der Atomwaffentests stammen, in unseren Körpern, die unser Krebsrisiko erhöhen. Viele Teile der Erdoberfläche wurden zu irgendeinem Zeitpunkt radioaktiv kontaminiert. Atomwaffentests befähigen Regierungen dazu, die Zerstörungskraft und die Tödlichkeit ihrer Atomwaffen weiter zu erhöhen.

Atomwaffentestgelände

Atomwaffentests wurden an über 60 Orten auf der Welt durchgeführt, häufig auf dem Land von indigenen Völkern und Minderheiten, weit weg von denjenigen, die die Tests angeordnet haben. Ein Bericht des Internationalen Roten Kreuz Komitees von 2017 thematisiert die Tests in der Pazifik-Region, die von den westlichen Atommächten im Land der australischen ‚first nation‘, sowie über den Köpfen der Bewohner*innen der Marshallinseln oder des Maohi Volkes in Französisch-Polynesien durchgeführt wurden. Die Konsequenzen für die Anwohner*innen der Testgelände wurden sowohl von der Sowjetunion als auch den USA verheimlicht, Warnungen der Wissenschaftler*innen ignoriert, um den Rückhalt der Bevölkerung für die Tests nicht zu riskieren. In der Region Semipalatinsk in der heutigen Republik Kasachstan wurden 450 Kernwaffentests der Sowjetunion durchgeführt. Das kasachische IRME Institut untersucht die humanitären Folgen der Tests, eine Kompensationsregelung für alle Betroffenen wurde eingerichtet. Klar ist heute, dass die Tests die gesamte Weltbevölkerung verstrahlt haben, insbesondere die, die an ihnen mitgearbeitet haben und die in Gebieten lebten, zu denen Wind oder Wasser aus dem Testgelände strömte. Die mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete Organisation IPPNW schätzt, dass ungefähr 2,4 Millionen Menschen an den Folgen der oberirdischen Atomtests gestorben sind, die von 1945 bis 1980 durchgeführt wurden, und deren gesamte Sprengkraft 29.000 Hiroshimabomben entspricht.

Ein Verbot von Nuklearwaffentests

Die öffentliche Sorge in den 1950er Jahren über die Gesundheits- und Umweltfolgen von
Atomwaffentests, einschließlich ihrer Auswirkungen auf Muttermilch und Kinderzähne, führte 1963 zum Abschluss eines Verbotsvertrags für oberirdische und Unterwasser-Atomwaffentests. Ein umfassender Verbotsvertrag für Atomwaffentests, der auch unterirdische Tests abdeckt, wurde 1996 abgeschlossen. Obwohl dieser Vertrag noch nicht in Kraft getreten ist, sind klassische Atomwaffentests weitgehend eingestellt worden. Einige Länder führen jedoch weiterhin sogenannte subkritische Atomwaffentests durch, bei denen keine Kettenreaktion stattfindet.

 

Utah: Dave Timothy, ein „Downwinder“, ist davon überzeugt, dass sein mehrfacher Schilddrüsenkrebs von der Strahlung aufgrund von Atomwaffentests herrührt. Die Strahlung ging über dem Ort in Utah, in dem er aufgewachsen ist, nieder. Foto: Lynn Johnson
Atomwaffentests – ein Überblick
Programm Zeitraum Anzahl der Tests
USA 1945–1992 1032
Russland/UdSSR 1949–1990 715
Frankreich 1960–1996 210
Vereinigtes Königreich 1952–1991 45
China 1964–1996 45
Indien 1974–1998 3
Pakistan 1998 2
Nordkorea 2006–2017 6
Insgesamt 1945–2017 2.058

 

Atomwaffentests – Chronologie