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Atomwaffen – eine Chronologie

1940er-Jahre
August 1943 USA: Start des „Manhattan Project“ Die USA rufen das „Manhattan Project“ zur Entwicklung der ersten Atombombe ins Leben. Mehr als 130.000 Menschen arbeiten an dem Projekt, das zwei Milliarden USD (inflationsbereinigte Entsprechung 2012: 25 Milliarden USD) kostet.
16. Juli 1945 Die USA führen den weltweit ersten Atomwaffentest durch Die US-amerikanische Regierung lässt die erste Nuklearwaffe, Codename „Trinity“, in New Mexico testen. Sie hat eine Sprengkraft äquivalent zu 20.000 Tonnen TNT. Das Datum dieses Tests markiert den Beginn des nuklearen Zeitalters.
6. August 1945 Die USA werfen Atombombe über Hiroshima ab Die USA bringen eine Uranbombe über der japanischen Stadt Hiroshima zur Explosion und töten damit 140.000 Menschen. Über Jahre hinweg sterben Menschen an Krankheiten verursacht durch radioaktive Verstrahlung.
9. August 1945 Die USA werfen eine zweite Bombe über Nagasaki ab Die USA werfen eine Plutoniumbombe über der japanischen Stadt Nagasaki ab. Bis Ende des Jahres 1945 sterben 74.000 Menschen. Es gibt kaum Möglichkeiten, den Überlebenden der Explosion zu helfen.
24. Januar 1946 Die UNO fordert die Abschaffung von Nuklearwaffen In ihrer ersten Resolution fordert die Generalversammlung der Vereinten Nationen die vollständige Abschaffung von Nuklearwaffen. Sie ruft eine Kommission ins Leben, die sich mit dem Problem dieser Entwicklung auseinandersetzt.
29. August 1949 Die Sowjetunion testet ihre erste Atombombe Die Sowjetunion bringt eine Nuklearwaffe, Codename „First Lightning“, in Semipalatinsk, Kasachstan, zur Detonation. Die UdSSR ist somit das zweite Land, das eine Atombombe entwickelt und erfolgreich testet.
1950er-Jahre
3. Oktober 1952 Das Vereinigte Königreich testet eine Nuklearwaffe in Australien Das Vereinigte Königreich führt auf den Montebello-Inseln vor der Westküste Australiens seinen ersten Atomtest durch. Später führt es eine Reihe von weiteren Tests in den Gebieten Maralinga und Emu Field in Australien durch.
1. November 1952 Die USA testen die erste Wasserstoffbombe Die USA erhöhen ihren Einsatz im Rüstungswettlauf und bringen eine Wasserstoffbombe auf dem Enewetak-Atoll auf den Marshall-Inseln zur Explosion. Die Sprengkraft dieser Bombe ist 500-mal größer als jene der Nagasaki-Bombe.
1. März 1954 Die USA führen den gewaltigen „Bravo“-Test durch Die USA lassen auf dem Bikini-Atoll im Pazifischen Ozean eine 17-Megatonnen-Wasserstoffbombe mit dem Namen „Bravo“ explodieren. Dabei kontaminieren sie ein japanisches Fischerboot namens „Lucky Dragon“ sowie Einwohner/innen von Rongelap und Utirik.
9. Juli 1955 Abfassung des Russell-Einstein-Manifests Bertrand Russell, Albert Einstein und weitere führende Wissenschaftler*innen verfassen ein Manifest, in dem sie vor den Gefahren eines Atomkrieges warnen und alle Staaten dazu aufrufen, Konflikte friedlich zu lösen.
17. Februar 1958 Im Vereinigten Königreich formiert sich eine Abrüstungsinitiative Die „Campaign for Nuclear Disarmament“ hält im Vereinigten Königreich ihre erste Versammlung ab. Das Logo der Organisation entwickelt sich zu einem der bekanntesten Symbolen auf der ganzen Welt – dem Peace-Symbol.
1. Dezember 1959 Verbot von Nukleartests in der Antarktis Der Antarktisvertrag wird unterzeichnet. Darin wird festgehalten, dass in der Antarktis „nukleare Explosionen oder Entsorgung radioaktiven Abfalls […] verboten [sind]“.
1960er-Jahre
13. Februar 1960 Frankreich testet seine erste Nuklearwaffe Frankreich bringt seine erste Atombombe in der Sahara-Wüste zur Explosion. Sie hat einen Detonationswert von 60–70 Kilotonnen. Später führt es seine Atomwaffentests im Südpazifik durch. Diese finden bis 1996 statt.
30. Oktober 1961 Durchführung des stärksten Bombentests überhaupt Die Sowjetunion bringt die stärkste Bombe, die jemals entwickelt wurde, zur Explosion: eine 58-Megatonnen-Atmosphärennuklearwaffe, genannt „Zar-Bombe“. Ort der Detonation ist Nowaja Semlja in Nordrussland.
16.–29. Oktober 1962 Kubakrise Eine gefährliche Pattsituation entsteht, als die USA bemerken, dass auf Kuba sowjetische Raketen stationiert sind. Die USA richten eine Seeblockade um Kuba ein. Die USA und die Sowjetunion stehen kurz vor einem Atomkrieg.
5. August 1963 Unterzeichnung des Partiellen Teststoppvertrags Nach großen Demonstrationen gegen Atomwaffentests in Europa und Amerika wird in Moskau ein Vertrag unterzeichnet, der Atomwaffentests in der Luft, im Weltraum und unter Wasser verbietet.
16. Oktober 1964 China führt seinen ersten Atomwaffentest durch China lässt auf dem Lop-Nor-Testgelände in der Provinz Sinkiang seine erste Atombombe explodieren. Insgesamt führt China auf diesem Testgelände 23 Tests zu Luft und 22 unterirdische Tests durch.
14. Februar 1967 Lateinamerika wird atomwaffenfrei Ein Vertrag, der Nuklearwaffen in Lateinamerika verbietet, wird in Mexiko-Stadt unterzeichnet, genannt „Vertrag von Tlatelolco“. Die Unterzeichnenden verpflichten sich, keine Nuklearwaffen herzustellen, zu testen oder zu erwerben.
1. Juli 1968 Unterzeichnung des Nichtverbreitungsvertrages Mit Unterzeichnung des Nichtverbreitungsvertrages („Non-Proliferation Treaty“) verpflichten sich Nicht-Nuklearwaffenstaaten, keine Nuklearwaffen zu erwerben, während sich Nuklearwaffenstaaten rechtlich zur Abrüstung verpflichten.
1970er-Jahre
18. Mai 1974 Indien führt seinen ersten Nuklearwaffentest durch Indien führt in Pokharan in der Wüste Rajasthan einen unterirdischen Nuklearwaffentest durch, Codename „Smiling Buddha“. Die Regierung gab vor, dass es sich dabei um einen friedlichen Atomtest handelte.
22. September 1979 Nukleare Explosion im Indischen Ozean Im Südindischen Ozean unweit des Kaps der Guten Hoffnung ereignet sich eine Explosion aufgrund eines Atomwaffentests. Man nimmt an, dass dieser von Südafrika mit Hilfe Israels durchgeführt wurde.
1980er-Jahre
12. Juni 1982 Demonstration für Abrüstung mit einer Million Teilnehmer*innen Im New Yorker Central Park versammeln sich eine Million Menschen anlässlich der Zweiten UN-Sondersitzung über Abrüstung. Es ist die größte Antikriegsdemonstration der Geschichte.
10. Juli 1985 Das Schiff „Rainbow Warrior“ wird zerstört In Neuseeland wird das Schiff „Rainbow Warrior“ auf seinem Weg zum Murorua-Atoll zerstört. Neuseeland wird später per Gesetz zur nuklearwaffenfreien Zone.
6. August 1985 Der Südpazifik wird zur nuklearwaffenfreien Zone In Rarotonga auf den Cookinseln wird der Vertrag über eine nuklearwaffenfreie Zone im Südpazifik unterzeichnet. Der Vertrag verbietet die Herstellung, Stationierung und das Testen von Nuklearwaffen in diesem Gebiet.
10. Dezember 1985 „Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges“ wird der Nobelpreis verliehen Der Organisation Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges („International Physicians for the Prevention of Nuclear War“, IPPNW) wird der Friedensnobelpreis für ihre Bemühungen zum Brückenbau in Zeiten des Kalten Krieges und die Bewusstseinsarbeit zu den humanitären Auswirkungen eines Atomkrieges verliehen.
30. Dezember 1986 Israels Atomprogramm wird bekannt Die „Sunday Times“ veröffentlicht Informationen, die sie vom israelischen Nukleartechniker Mordechai Vanunu erhalten hat. Sie lassen darauf schließen, dass Israel bis zu 200 Atomwaffen besitzt.
11.-12. Oktober 1986 Die USA und Sowjetunion diskutieren eine Abschaffung US-Präsident Ronald Reagan und der sowjetische Präsident Michail Gorbatschow treffen in Reykjavik, Island, aufeinander, wo sie ernsthaft die Möglichkeit einer Abschaffung von Atomwaffen diskutieren.
8. Dezember 1987 Mittelstreckenraketen werden verboten Die Sowjetunion und USA unterzeichnen den Vertrag über nukleare Mittelstreckensysteme, mit dem beschlossen wird, dass alle in ihrem Besitz befindlichen landgestützten Raketen mit einer Reichweite zwischen 500 und 5000 Kilometern zerstört werden sollen.
1990er-Jahre
10. Juli 1991 Südafrika unterzeichnet den Atomwaffensperrvertrag Südafrika unterzeichnet den Atomwaffensperrvertrag. Die Regierung verkündet, sechs Nuklearwaffen hergestellt, aber mittlerweile alle wieder zerstört zu haben.
15. Dezember 1995 Südostasien wird eine nuklearwaffenfreie Zone Die Staaten Südostasiens beschließen die Schaffung einer nuklearwaffenfreien Zone, die von Burma im Westen bis zu den Philippinen im Osten, von Laos und Vietnam im bis nach Indonesien im Süden reicht.
11. April 1996 Afrika wird zur nuklearwaffenfreien Zone Vertreter*innen aus 43 afrikanischen Staaten unterzeichnen in Ägypten den Vertrag von Pelindaba und schaffen damit eine nuklearwaffenfreie Zone, in der die Herstellung, Lagerung und Tests von Nuklearwaffen verboten sind.
1. Juni 1996 Ukraine wird nuklearwaffenfrei Die Ukraine wird ein nuklearwaffenfreies Land, nachdem der letzte Nuklearsprengkopf aus der Sowjetzeit nach Russland gebracht wird. Der ukrainische Präsident ruft andere Staaten dazu auf, diesem Beispiel zu folgen.
8. Juli 1996 Weltgerichtshof erklärt Atomwaffen für illegal Der Internationale Gerichtshof erlässt eine Stellungnahme, laut der die Gefahr durch oder Verwendung von Nuklearwaffen im allgemeinen dem Völkerrecht widersprechen.
24. September 1996 Unterzeichnung eines umfassenden Verbotsvertrages für Atomwaffentests Der Vertrag über ein umfassendes Verbot von Nukleartests („Comprehensive Nuclear Test Ban Treaty“, CTBT) der Vereinten Nationen wird unterzeichnet. China, Frankreich, das Vereinigte Königreich, Russland und die USA unterschreiben. Indien erklärt, den Vertrag nicht zu unterzeichnen.
27. November 1996 Weißrussland Weißrussland übergibt seine letzte Atomrakete zu Vernichtungszwecken an Russland. Nach der Ukraine und Kasachstan ist es nun die dritte ehemalige Sowjetrepublik, die sämtliche Nuklearwaffen abgegeben hat.
Mai 1998 Indien und Pakistan führen Atomtests durch Indien führt drei unterirdische Atomwaffentests durch – die ersten seit 24 Jahren. Eine der getesteten Waffen ist eine thermonukleare Waffe. Noch im selben Monat führt auch Nachbarstaat Pakistan sechs Nuklearwaffentests durch.
2000er-Jahre
9. Oktober 2006 Nordkorea führt einen Atomtest durch Die nordkoreanische Führung verkündet die erfolgreiche Durchführung eines Atomtests. Damit ist es weltweit das achte Land, das solche Tests durchgeführt hat. Das Vorgehen wird international verurteilt.
30. April 2007 ICAN wird in Wien gegründet Die Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen („International Campaign to Abolish Nuclear Weapons“, ICAN) wird in Wien gegründet. Sie fordert den unverzüglichen Beginn von Verhandlungen einer verpflichtenden, verifizierbaren Nuklearwaffenkonvention.
27.März 2017 Die UN-Verhandlungen beginnen Die Mehrheit der Staatengemeinschaft beginnt Verhandlungen zu einem UN-Atomwaffenverbotsvertrag, der Atomwaffen vollständig verbietet und zu deren Abschaffung führen soll. Der Vertrag wird am 7. Juli 2017 verabschiedet.
7. Juli 2017 Atomwaffenverbotsvertrag beschlossen 122 Staaten stimmen in den Vereinten Nationen in New York für einen umfassenden Vertrag zum Verbot von Atomwaffen
20. September 2017 Ratifikationsprozess beginnt Die UNO-Generalversammlung legt den Vertrag zur Unterschrift vor, welcher unmittelbar vom Vatikan ratifiziert wird. Die ersten 50 Staaten unterschreiben direkt an diesem Tag.
25.Oktober 2020 50.Ratifikation Honduras ratifiziert als 50.Staat den AVV. Damit tritt er drei Monate später in Kraft.
22. Januar 2021 Inkrafttreten des Atomwaffenverbotsvertrags Atomwaffen sind nun unter internationalem Völkerrecht verboten. Das wird die Debatte zu diesen Massenvernichtungswaffen verändern.