ICAN Deutschland gedenkt zum Nuclear Victims Remembrance Day den Opfern von Atomwaffentests und ruft zur Anerkennung der menschlichen Kosten atomarer Aufrüstung auf
Berlin, 29.02.2024 – Anlässlich des Nuclear Victims Remembrance Day und des 70. Jahrestags des Castle Bravo Atomwaffentests am 1. März 2024 ruft ICAN-Deutschland dazu auf, die menschlichen Kosten atomarer Aufrüstung anzuerkennen und verstärkt für den Schutz der Überlebenden sowie die Umweltsanierung einzutreten. Weltweit haben über zweitausend Atombombentests zu Epidemien von Krebs und anderen chronischen Krankheiten geführt, und bis heute kämpfen die Überlebenden um die Anerkennung ihres Leids.
Am 1. März 1954erfolgte die Detonation einer 15 Megatonnen großen Wasserstoffbombe, der größten oberirdischen Nuklearexplosion, die von den USA initiiert wurde – 1.000-mal stärker als die Bombe von Hiroshima. Die US-amerikanische Kernwaffentestserie Operation Castle Bravo wurde überwiegend auf dem Bikini-Atoll im Pazifik durchgeführt und hatte weitreichende Folgen. Der radioaktive Niederschlag verbreitete sich bis Australien, Europa und die USA. Die vertriebene Bevölkerung wurde in dem Glauben gelassen, nach Beendigung der Tests zurückkehren zu können. Bis heute kämpfen die Überlebenden der Marshallinseln um Anerkennung und Entschädigung für die gesundheitlichen Folgen und die beispiellose Umweltzerstörung ihres Heimatlandes.
Deutschland besitzt keine eigenen Atomwaffen, aber beruft sich auf die nukleare Teilhabe als Teil der eigenen Abschreckung. Als ehemalige Kolonialmacht der Marshall Inseln, die von den USA für Atomwaffentests missbraucht wurde, trägt Deutschland eine Mitverantwortung für die Folgen der Produktion und Testung von Atomwaffen. Über Jahrzehnte war Deutschland zudem der wichtigste Uranlieferant für das Atomwaffenprogramm der Sowjetunion. Bis heute übt die Luftwaffe im Rahmen der nuklearen Teilhabe den Einsatz von US-Atombomben in Büchel, wo ca. 20 Atomwaffen stationiert sind.
Diejenigen Staaten, die Kernwaffen eingesetzt oder erprobt haben, müssen endlich Verantwortung übernehmen und technische, materielle und finanzielle Hilfe leisten. Der Atomwaffenverbotsvertrag (AVV) enthält zeitgemäße Verpflichtungen zur Unterstützung Überlebender und der Sanierung der geschädigten Umwelt. Deutschland und alle Staaten, die aktuell von Nuklearwaffen oder nuklearer Teilhabe profitieren, sollten dem Vertrag beitreten. Als Beobachterin war Deutschland bei den AVV-Staatenkonferenzen anwesend und hat vorsichtige Bereitschaft zur Zusammenarbeit im Bereich Opferschutz und Umweltsanierung angekündigt.
Weitere Informationen zum Castle Bravo Atomwaffentest am 1. März 1954 sowie zu weiteren 105 Atomwaffentests auf den Marshall Islands bietet das Infoportal Atomwaffen A-Z: Castle-Bravo und Marshall Islands.
Unsere kürzlich veröffentlichte Broschüre „Nukleare Gerechtigkeit: Eine globale Perspektive auf die Auswirkungen von Nuklearwaffen“ finden Sie hier.