Die vergessenen Opfer der Atomwaffentests im Pazifik
Am 6.8.1945 zerstörte die erste Atombombe die japanische Stadt Hiroshima, am 9.8.1945 eine weitere die Stadt Nagasaki. Die Überlebenden der Atombombenabwürfe auf die beiden japanischen Städte nennen sich Hibakusha. Diesen Begriff haben sie ausgedehnt auf alle Opfer von Atomwaffen, vom Uranbergbau bis hin zu Atombombentests.
Schon im Jahr nach den Atombombenabwürfen auf Japan begannen die USA regelmäßig oberirdische Atomwaffentests durchzuführen, zum großen Teil im Pazifik. 1949 folgten Tests der UdSSR in Semipalatinsk, wenig später begannen England und Frankreich mit ihren Atomtests. Über 2000 Atomwaffentests haben seit 1945 die Welt verseucht, davon etwa 315 Tests im Pazifik.
Mit einer „Pacific Peace Voyage“ wollte Greenpeace im Jahr 1985 eine größere Öffentlichkeit auf die Leiden der strahlenverseuchten Bewohner*innen der Marshall Islands (67 US-Atomtests) und auf die damals noch andauernden französischen Atomtests auf den Atollen Moruroa und Fangataufa aufmerksam machen. Einem dringenden Wunsch der erkrankten Bewohner*innen des radioaktiv verseuchten Rongelap-Atolls folgend hat das Greenpeace-Schiff Rainbow Warrior im Mai 1985 alle Bewohner*innen auf eine andere Insel der Marshall Islands umgesiedelt. Auf ihrem weiteren Weg ins französische Testgebiet ist die Rainbow Warrior im neuseeländischen Hafen Auckland von Agent*innen des französischen Geheimdienstes mittels zweier Haftbomben versenkt worden, wobei ein Mensch ums Leben kam. Erst 1996, nach knapp 200 atomaren Zündungen und vielen internationalen Protesten, beendete Frankreich seine Atomtests im Pazifik.
Am 22. Januar 2021 trat der von der großen Mehrheit der Staatengemeinschaft beschlossene Atomwaffenverbotsvertrag (AVV) der Vereinten Nationen in Kraft. Er erkennt ausdrücklich das Leid der Überlebenden der Atomwaffentests an. Deutschland hat den AVV bisher nicht unterzeichnet. Die in Büchel, Rheinland-Pfalz, stationierten Atomwaffen sollen sogar ab 2022 aufgerüstet werden. Hamburg hat sich, so wie mehr als 100 Städte und Gemeinden in Deutschland und drei weitere Bundesländer, offiziell dem ICAN-Städteappell angeschlossen, der die Bundesregierung zum Beitritt zum AVV auffordert. Wir wollen diskutieren, wie wir dieses Ziel und den Abzug der Atomwaffen aus Deutschland voranbringen können. Veranstaltung anlässlich des Hiroshima-Gedenktages am 6. August 2021 um 15 Uhr im Hamburg-Haus Eimsbüttel (Doormannsweg 12, 20259 Hamburg).
Es sprechen:
Katharina Fegebank, Zweite Bürgermeisterin der Freien und Hansestadt Hamburg
Dr. Lisann Drews, IPPNW/ICAN
Sachiko Hara vom Schauspielhaus Hamburg
Bene Hoffmann, ehemaliger Steuermann auf der Rainbow Warrior
Prof. Meitaka Kendall-Lekka, College of the Marshall Islands
Ingrid Schilsky, Pazifik-Netzwerk e.V.
Moderation: Dr. Inga Blum und Ute Rippel-Lau, IPPNW /ICAN.