Hiroshima G7 Youth Summit: Tag 2

von Janina Rüther

Heute, am zweiten Tag des Hiroshima G7 Youth Summit, ging es früh mit dem Bus in die Innenstadt von Hiroshima. Hier haben wir Keiko Ogura getroffen, eine Atombombenüberlebende, auch Hibakusha genannt. Ihre Geschichte hören zu dürfen ist eine große Ehre. Sie unterstreicht mit jedem Wort die Grausamkeit von Atomwaffen. Deshalb soll sie auch hier in einem kurzen Ausschnitt Gehör finden:

Keiko Ogura war noch ein Kind, als die Atombombe am 6. August 1945 in Hiroshima explodiert ist. In der Nacht vor der Bombadierung warnte Keikos Vater sie, dass sie am nächsten Tag lieber nicht in die Grundschule gehen solle. Irgendetwas sei komisch, aber er könne nicht genau erklären was. 8.15 Uhr. Keiko beschrieben es wie einen Tornado, glühende Hitze. Sie war ganz allein. Alles ging in Flammen auf. Wäre sie wie gewohnt zur Schule gegangen, dann hätte sie den Tag nicht überlebt. Wie ihre Klassenkamerad*innen. Keiko berichtete uns davon, wie Menschen flohen und untermalte dies durch Bilder anderer Hibakusha. Die Fotos, die existieren, wurden von der amerikanischen Armee aufgenommen, ein paar Wochen nach der Explosion. Wie es am 6. August aussah ist nur durch Zeichnungen von Hibakusha nachvollziehbar. Hilfe zu bekommen war schwer, was auch durch die Bilder zu erahnen ist. Und von den Wunden blieben nicht nur die sichtbaren Narben. Keiko betonte die unsichtbaren Narben. Die Narben in der Seele, die das Miterleben des Sterbens unzähliger Menschen direkt neben ihr hinterlassen haben. Die Narben durch das Schuldgefühl, welches sie empfand, da sie den Verletzten Wasser gab, woraufhin sie starben. Viele der Überlebenden sprachen nie über diese Zeit. Zu groß ist die Scham durch die Schuldgefühle. Und deshalb ist es umso wertvoller, dass wir Keiko heute zuhören durften. Keiko beendete ihre Geschichte mit den Worten: „Ihr seid an der Reihe. Bitte macht weiter mit dem, was ihr tut (…). Tut was ihr könnt.“

Nach diesen eindrucksvollen Worten haben wir uns das Cenotaph, das Memorial Mound, das Korean Atomic Bomb Victims Cenotaph, den A-bomb Dome und das Peace Museum angesehen. Diese Orte waren allesamt sehr beeindruckend sowie bedrückend zugleich. Das unvorstellbare Leid, welches sich hier zugetragen hat, lässt sich nur noch erahnen. Wir hoffen sehr, dass auch die Repräsentant*innen der G7 Staaten, die im Mai zum G7 Gipfel nach Hiroshima kommen, die Erfahrungen machen können, die wir in den letzten Tagen machten. Damit die nukleare Bedrohung nicht nur in Nummern und Fakten für sie existiert. Sondern die (un)menschliche Form annimmt, die sie tatsächlich hat.

Als Abschluss des Tages haben bei einem öffentlichen Event im Hiroshima Peace Memorial Museum sieben Delegierte der G7 Staaten berichtet. Von ihren Erfahrungen in den letzten beiden Tagen und von ihren Plänen für eine atomwaffenfreie Welt in der Zukunft. Und diese Pläne sind groß. Wir freuen uns Teil davon zu sein.

Auf dem Hiroshima G7 Youth Summit wurde auch ein Youth Statement für die Repräsentant*innen der G7 Staaten verfasst. Dieses findest du hier:
https://www.icanw.org/youth_statement_from_the_hiroshima_g7_youth_summit