von Johannes Oehler
Genau genommen beginnt der dritte Tag der Nuclear Ban Week schon Sonntagabend. Um 00:00 Uhr ist noch mehr als die Hälfte unserer Delegation im „Travel Shack“ am Wiener Westbahnhof. Zusammen mit anderen ICAN Aktivisti aus mindestens fünf Kontinenten feiern wir den Abschluss unseres Nuclear Ban Forum. Die Musik vereint die Welt, vielleicht hilft der Rausch noch ein bisschen, es ist ein fröhliches und ausgelassenes Fest. Die Ü30-Gruppe macht sich dann um 1 Uhr auf den Weg nach Hause. Die Planung für den nächsten Tag ist noch im Gange. Duschslots werden verteilt, die Bahn um 08:40 Uhr morgens und der Weg zum Austria Center auf der Donauinsel werden herausgesucht. Wer kann, duscht noch abends, wir sind zu siebt in einem Airbnb mit einer Dusche.
Morgens geht es gleich nach dem Frühstück gut angezogen zur U-Bahn. Wir fahren zur Donauinsel und gehen schonmal entlang der Donaustrände zum Austria Center – dort findet heute die Conference on the Humanitarian Impact of Nuclear Weapons, ausgerichtet vom österreichischen Außenministerium, statt.
Vor dem Eingang erwartet uns das Rote Kreuz Österreich. Die Strahlung, die von uns ausgeht, wird gemessen, zudem gibt es eine kurze Anamnese: Erbrochen? Kopfschmerzen? Vom Schwarzen Regen getrunken? (Klingt auf den ersten Blick absurd, aber wenn alle Infrastruktur kaputt und kein Trinkwasser mehr vorhanden ist, dann greift mensch wahrscheinlich zu jedem Strohhalm der Linderung.). Dann gab es ein Badge mit Vermerk zur gemessenen Strahlung für alle Teilnehmer*innen.
Danach ging es los mit Konferenz, hier die Highlights:
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H.E. Izumi Nakamitsu, UN high Representative for Disarmament Affairs: “Nuclear disarmament remains the highest priority for UN disarmament efforts!”
H.E. Mohamed Elbaradei: “The only way to avoid nuclear wars is getting rid of nuclear weapons once and for all.”
Testimony of the surviver of Nagasaki bombing Kido Suechi: “Everything in the city had disappeared or turned black. I remember bodies scattered all over the street and people begging for water. Bodies piled up and people begging for water everywhere in Nagasaki. Children, women and elderly, vulnerable people. Only 5 % of people who died could be given farewell by their families. They died without the chance of reflecting upon their live and the legacy they left. Is this a humane dead?”
First responders perspective from International committee of the red cross ICRC, Cordula Droege:
The Red cross was the first international relief organization that could offer support in Nagasaki and Hiroshima. 90% of buildings within 4 km of the epicenter were destroyed or severely damaged. 80.000 instant deaths and ten thousands injured 792 red cross workers treated 30.000 patients in the 3 weeks after the bombings. 90% of nurses and doctors were dead or injured. Blood donors were dead or injured. No drinking water, horrible hygienic conditions, wounds got infected.
Head of the WMD Programme at UNIDIR, James Revill: “The large number of casualities caused by nuclear detonation will likely to overwhelm all local infrastructure, including local medical systems.”
Both speakers described one nuclear detonation. No state actor or international relief organization can provide adequate help. Not even talking about nuclear war!
Why are nuclear weapons gender biased? Mary Olson, former senior research director Nuclear information and resource service NIRS concludes:
“Children five years and younger at exposure have the highest cancer rates. Girls and women are TWICE as likely as boys and men to develop cancer, when exposed to radiation as children.
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In der Mittagspause gab es ein Treffen mit dem Bundestagsabgeordneten Ralf Stegner, er ist einer von wenigen aus dem Parlament, die nach Wien gekommen sind. Gegen harten Widerstand, wohl von den Atomwaffen besitzenden Partnerstaaten in der NATO. Wichtig war uns, ihn nochmal auf den konstruktiven Aspekt im Verbotsvertrag hinzuweisen, dass sich Deutschland bei der Unterstützung der Leidtragenden, Artikel 7, beteiligt und auch den Weg von NATO-Mitgliedstaaten zum TPNW klärt, damit endlich konkret darüber gesprochen wird. Wir haben keinen Raum für das Gespräch bekommen, deshalb fand es draußen statt, wir haben uns neben dem Hauptaufgang unter einer Treppe im Schatten getroffen. Danach geleiten wir diesen Hoffnungsträger zum Parliamentarians Event, das explizit für Abgeordnete veranstaltet wird, die aus Staaten kommen, die den Vertrag noch nicht ratifiziert haben.
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Speaker highlight in the afternoon is Zia Mian with his presentation: Lessons from south asia on nuclear risks. He states that deterrence, blackmail, and the illusion of control can all be seen in the conflict between India and Pakistan. The hypocriticy can be expressed in one sentence: “It’s deterrence when I do it, it’s blackmail when you do it!”
States make war, wars make monsters out of men. The structures and governments we have are the fundamental problems in the nuclear age.
No nuclear government has ever asked their population: “do you want to be protected by mass-murder of others?”
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Am Ende der Konferenz treffen wir uns mit dem Rest der deutschen Delegation: Wir planen den Staffellauf von der Deutschen Botschaft zum Vienna International Center, also dem UN-Stützpunkt. Morgen soll es schon um 8 Uhr dort losgehen. Auch unsere geplanten Lobbygespräche mit Abgeordneten und den Vertreter*innen der Bundesregierung sprechen wir nochmal durch. Dann geht’s ab zur Donau, von Jackett und schick direkt in die Badehose. Vom Griechen am Donauufer machen wir uns auf den Heimweg. Am Praterstern scoute ich noch einen Platz für die Staffelstabübergabe morgen früh aus und dann geht die Arbeit im Backoffice weiter. Pressemitteilung fertigschreiben, Materialien für die Botschaftsaktion zusammensuchen, noch letzte E-Mails verschicken und dazwischen snacken, duschen, Hemd für morgen bügeln.
Ins Bett geht’s wieder erst um Mitternacht, aber es ist ein tolles Gefühl, mit unserem wunderbaren ICAN Team für die Bekanntheit und Akzeptanz des Atomwaffenverbots zu arbeiten. Zum Glück gibt es kurz vor Mitternacht auch noch ein kleines Gewitter, sodass wir heute alle bei unter 30 Grad schlafen können.